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Radeln am Wasser

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Steigungsfrei und verkehrsarm – das sind zwei besondere Pluspunkte der WasserRoute bei Paderborn. Aus diesem Grund ist die 18 Kilometer lange Radtour auch für Familien bestens geeignet. Und wie der Name schon sagt: Hier dreht sich (fast) alles um das kühle Nass. Mehrere „Wasserstationen“ laden unterwegs zur Pause ein.

Foto: Tourist Info Paderborn

Die Rundfahrt beginnt bei der großen Übersichtstafel am Lippesee im Paderborner Stadtteil Sande. Der 120 Hektar große See mit seinen zahlreichen Freizeitangeboten und einladenden Gaststätten ist zugleich auch die erste „Wasserstation“. Als nächste folgt der Boker-Kanal, der für mehr als fünf Kilometer nun zum Wegbegleiter ist wird. Nur gut 100 Meter hinter dem Zusammenfluss von Lippe und Alme zweigt der gut 30 Kilometer lange Kanal von der Lippe ab.

Die Geschichte des Boker-Kanals beginnt (wie so vieles in Westfalen) mit Ludwig Freiherr von Vincke, dem ersten Oberpräsidenten der preußischen Provinz. Dieser regte bereits 1834 in Kenntnis der Verhältnisse den Bau eines „Lippe-Seitenkanals“ zur Bewässerung und damit zur Meliorierung der Boker Heide an. Auf dem neuen Kanal sollte also kein Schiff fahren, er sollte vielmehr dafür sorgen, dass die Heidelandschaft mit ihren wenig ertragreichen Sandböden urbar gemacht wurde. Doch es sollte noch dauern, ehe diese Idee Realität wurde: Der erste Spatenstich für das innovative Projekt erfolgte am 1. November 1850, der feierliche Durchstich drei Jahre später am 21. Oktober 1853. Insgesamt 16 Stauschleusen waren vorgesehen, um das Wasser entsprechend zu verteilen und auch wieder zurückzuführen: Neben dem „Haupt-Kanal“ entstand so ein ausgeklügeltes System aus Be- und Entwässerungsgräben, das man heute in Teilen noch in der Landschaft erkennen kann. Heute ist der Boker-Kanal als Kulturdenkmal geschützt und bietet mit seinen alten Wehren wahrhaft tolle Fotomotive.

Foto: Tourist Info Paderborn

Das Oberflächenwasser versickert bis heute schnell auf den sandigen Böden und füllt schließlich den Grundwasserspiegel auf. Der wird vom Wasserwerk Boker Heide „angezapft“, das einige Stadtteile von Paderborn und Delbrück mit Trinkwasser beliefert. Direkt beim Wasserwerk gibt es nicht nur einen gemütlichen Picknickplatz, sondern auch einen Trinkwasserlehrpfad. Auf 16 Schautafeln werden dort die Prozesse von der Wassergewinnung über die Aufbereitungstechnik bis zur Wasserverteilung gut verständlich erläutert.

Kurz darauf bietet sich ein kurzer Abstecher zum Römerlager Anreppen an. Viel ist davon nicht mehr zu sehen, aber durch Schautafeln und Markierungen der einstigen Lagerstraßen lässt sich die Größe und Funktion des einst recht großen Heerlagers gut erschließen. Kurz nach Christi Geburt legten römische Legionäre das mit zwei Spitzgräben gesicherte Lager an. Bekanntester „Bewohner“ des Lagers dürfte Tiberius gewesen, der Augustus auf dem Kaiserthron folgte. 

Wann die Römer das Lager von Anreppen aufgaben, lässt sich nicht exakt sagen. Die heimischen Archäologen gehen jedenfalls davon aus, dass es schon einige Jahre vor der Varusschlacht (9 n. Chr.) aufgegeben wurde, also nur kurze Zeit in Benutzung war. Auch in Anreppen spielt „Wasser“ eine wichtige Rolle: Die im Lager stationierten römischen Soldaten erhielten über den Wasserweg, sprich die Lippe, ihren Nachschub.

Baggerseen säumen nun auf den nächsten Kilometern den Wegesrand. Auf manchen sind noch die typischen „Senne-Saugbagger“ zu sehen, die den Sand abgraben. Andere sind längst rundum von Büschen umgeben und oftmals an Angelvereine verpachtet. Die WasserRoute führt schließlich noch an der Paderborner Kläranlage vorbei, die schon von weitem an den beiden 40 Meter hohen Faultürmen zu erkennen ist. Durchschnittlich 40 Millionen Liter Abwasser – das sind rund 270.000 Badewannenfüllungen – werden dort jeden Tag gereinigt. 

Kurz bevor die Runde am Lippesee und damit am Ausgangspunkt endet, bekommt die Lippe noch ihren großen Auftritt. Von der Fußgänger- und Radfahrerbrücke am Lippesee-Auslauf kann man ihrem Lauf mit den Augen ein Stück folgen und sich dabei vorstellen, wie aus dem kleinen und naturnahen Fluss ein beachtlicher Wasserlauf wird, der bei Wesel schließlich in den Rhein mündet. Ein Wasserlauf, den um Christi Geburt schon die Römer nutzten, Doch das ist eine andere Geschichte, die die „Römer-Lippe-Route“ ausgiebig erzählen kann. 

WasserRoute, www.paderborn.de/radfahren (Rubrik „Routen und Touren“), Tourenportal „Teuto-Navigator“, www.teutonavigator.com/s/39jZv.

Weitere spannende Freizeittipps für den kommenden Sommer gibt es in der aktuellen Westfalium-Sommerausgabe, erhältlich ab sofort im regionalen Zeitschriftenhandel oder direkt kostenlos bestellbar als Probeabo.

Der Beitrag Radeln am Wasser erschien zuerst auf Westfalen erleben.


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